Georg Hann im Porträt
Mit dem Kammersänger Georg Hann setzen wir unsere Reihe über Opernsänger, die in unserem kleinen Opernhaus zu hören sind, fort.
Am 30. Januar 1897 wurde er als Georg Gustav Hann in Wien geboren. Mit 19 Jahren musste er als Soldat in den 1. Weltkrieg ziehen. Dieser Umstand und die harten Nachkriegsjahre führten dazu, dass Hann erst im Alter von 27 Jahren mit seiner Gesangsausbildung an der Münchener Akademie für Musik und darstellende Kunst bei Theo Lierhammer beginnen konnte.
Der Münchner Generalintendant Clemens von Franckenstein holte ihn dann 1927 an die Bayerische Staatsoper, wo er am 15. Februar 1927 sein Debüt in einer Aufführung des „Freischütz“ gab. Bis zu seinem Tod plötzlichen Tod aufgrund eines Herzinfarkts im Jahre 1950 war Georg Hann Mitglied des Ensembles der Bayerischen Staatsoper.
Er gastierte natürlich auch in Salzburg, Wien und an der Mailänder Skala. Aber am liebsten sang er in München.
Der Bassist sang viele große Partien von Mozart, über Strauss, Verdi, Puccini bis zu von Weber und Wagner. Darüber hinaus machte sich Hann aber auch als Liedsänger (Schubert, Schumann, Wolf) einen Namen.
Persönlich galt Georg Hann als lustiger Zeitgenosse über den zahlreiche Anekdoten überliefert sind, wie zum Beispiel jene:
Als der Dirigent Clemens Krauss ihm einmal vorhielt, er habe in einer Aufführung distoniert und gar falsche Noten gesungen, soll Hann in seinem breiten Wienerisch geantwortet haben:
"Jo mei, da kanntet ihr mi goarnet bezohln, wenn i auch noch richtig singen tat, bei der scheenen Stimm, wo i hoab!".
Mit der heutzutage immer mehr gefragten Bühnenakrobatik hatte er es auch nicht so. Als er nämlich auf der Bühne eine Treppe mit vier Stufen hochsteigen sollte, nannte er das eine Zumutung. Das sei ja „a Matterhorn-Besteigung!“
In München galt er jedenfalls als einer der größten Publikumslieblinge. So kam es auch, dass ihm in den harten Kriegs- und Nachkriegszeiten von den Standfrauen am Viktualienmarkt die eine oder andere Salami zugesteckt wurde. Die „Beute“ soll er anschließend mit seinen Sängerkollegen redlich geteilt haben.
In unseren Inszenierungen ist Georg Hann gleich viermal zu hören: So singt er den Amonasro in der Verdi-Oper „Aida“ mit einer ungeheuren Kampfeslust. Wer würde als Tochter da noch wagen, sich gegen den Vaterwillen zu stellen?
In Gounods „Faust“ singt er den „Mephisto“ gleichzeitig verführerisch wie diabolisch, dass es einem kalt über den Rücken läuft.
Als Graf von Monterone in Verdis „Rigoletto“ bringt Hann es fertig, aus dieser Nebenrolle einen großen Auftritt zu machen. In dieser mächtigen Bass-Partie gelingt es ihm mit einer ungeheuren Intensität gleichzeitig die enorme Wut über den Herzog, der seine Tochter entehrt hat, als auch den unendlichen Schmerz des liebenden Vaters auszudrücken. Das ist wirklich ganz große Oper!
Schließlich singt Georg Hann bei uns noch den „Timur“ in der „Turandot“ von Giacomo Puccini. Auch hier spielt er einen liebenden Vater. Doch diese Rolle ist vor allem geprägt von Sorge und Schmerz des flüchtigen Tatarenkönigs in den noch tobenden Wirren des Krieges. Sorge um den Sohn Kalaf, den er per Zufall vor dem Kaiserhof in China trifft, aber auch Sorge um seine Begleiterin, die Sklavin Liu, die ihn liebevoll betreut. Schließlich der Schmerz, als sie sich für seinen Sohn opfert.
Viermal Georg Hann – viermal ein Ohrenschmaus.
Wer also Lust auf Georg Hann bekommen hat, sollte uns bald mal wieder einen Besuch abstatten:
Im Februar singt er in der „Aida“ (15.-17.02.2019), im März in der „Turandot“ (08.-10.03.2019) und im „Faust“ (15.-17.03.2019) und im April im „Rigoletto“ (12.-14.04.2019).